„…dass dieses Haus lange zum Segen der Gemeinde bestehen möge“ – Die Synagoge an der Prinz-Friedrich-Karl-Straße

Prinz-Friedrich-Karl-Straße, Synagoge

1933 hatten über 4000 Jüdinnen und Juden in Dortmund gelebt. In der Stadt hatten etwa 40 von ihnen im Verborgenen die NS-Zeit überlebt. Um die 70 kehrten nach der Shoa nach Dortmund zurück. Darunter der Gemeindevorsitzende Siegfried Heimberg, der aus dem KZ Theresienstadt befreit worden war. Er bemühte sich darum, KZ-Überlebende zur Rückkehr in ihre Heimatstadt zu bewegen begann mit dem Wiederaufbau der Gemeinde. Und so wurde im August 1945, nur wenige Monate nach der Befreiung der Konzentrationslager, die Dortmunder jüdische Gemeinde wiedergegründet. Im September desselben Jahres feierte man gemeinsam das Neujahrsfest Rosch Haschana in der Wohnung des Max Israel am Westfalendamm. 

Das Gemeindeleben in Dortmund wurde in den ersten Nachkriegsjahren immer lebendiger. Man bemühte sich aktiv darum, ehemalige Gemeindemitglieder zur Rückkehr zu bewegen. Und so wuchs die Gemeinde auf 200 Mitglieder im Jahr 1952. Die Verwaltung lief zunächst über ein kleines Büro an der Thomasstraße, 1946 zog man um in ein Gemeindezentrum mit Betsaal am Schwanenwall. Als dieser Anfang der 1950er Jahre zu klein wurde und wegen einer Straßenverbreiterung auch noch der Abriss drohte, entschloss man sich zum Bau einer Synagoge. Ein Wiederaufbau der von den Nationalsozialisten 1938 abgerissenen Synagoge am Hiltropwall stand nicht zur Debatte. Ein an der Arndtstraße zur Verfügung stehendes Grundstück erwies sich für das ambitionierte Vorhaben als nicht groß genug. Im Herbst 1954 tauschte die Gemeinde das Grundstück schließlich mit der Stadt zu Gunsten eines Größeren an der Prinz-Friedrich-Karl-Straße.

Foto Neue Synagoge an der Prinz-Friedrich-Karl-Straße
Neue Synagoge an der Prinz-Friedrich-Karl-Straße. Aufnahme aus dem Jahr 1957. Stadtarchiv Dortmund
Hier entstand nach den Plänen des Architekten Helmut Goldschmidt ein Gemeindezentrum mit Synagoge, Verwaltungs- und Wohngebäuden, Dachterrasse, Gemeindesaal und Altenheim (bis 1978) – ein typischer Mehrzweckbau im Stil der 1950er Jahre. Goldschmidt, selbst Jude, im Nationalsozialismus mit Arbeitsverbot belegt und später in Auschwitz und Buchenwald inhaftiert, entwarf im Nachkriegsdeutschland zahlreiche Synagogen. Am 2. September 1956 wurde die Synagoge in Anwesenheit des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen feierlich eingeweiht – als dritte in Deutschland und erste in NRW.
Rückansicht der neuen Synagoge. Stadtarchiv Dortmund
Doch im Laufe der folgenden Jahre schrumpfte die jüdische Gemeinde beträchtlich. Viele jüngere Mitglieder zogen weg oder wanderten aus, die Gemeinschaft überalterte. Dies änderte sich erst Ende der 1980er Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Nun zogen viele Jüdinnen und Juden aus den ehemaligen Ostblockstaaten nach Deutschland und auch nach Dortmund. Knapp 3000 Mitglieder zählt die Gemeinde heute. Doch ganz einfach war der Wachstumsprozess nicht: Die neuen Mitglieder hatten mit Sprachbarrieren zu kämpfen und waren nicht selten auf Grund der religiösen Restriktionen in den Staaten Osteuropas in der Religionspraxis ganz unerfahren. Bis heute bietet die Gemeinde daher Sprach- und Religionskurse an und hilft bei praktischen Fragen des Alltags. Doch allen Schwierigkeiten zum Trotz: Das Gemeindeleben blüht vor allem dank der Zuwanderung aus dem Osten, die Mitgliederzahlen wachsen so stark, dass selbst die neue Synagoge an manchen Feiertagen zu klein ist, seit 1998 gibt es einen Erweiterungsbau. Es gibt einen jüdischen Kindergarten, eine jüdische Grundschule ist in Planung – das Judentum in Dortmund ist für die Zukunft gerüstet.