Jüdische Schule

Königswall gegenüber Harenberg-Hochhaus

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts fungierte das Haus des Jakob Salomon an der Kuckelke als Lernstube. 1840 entstand eine erste private Elementarschule für jüdische Kinder, die 1858 zur öffentlichen Schule firmierte.
Da die jüdische Gemeinde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und damit auch die Anzahl der Schüler wuchs, war das Gebäude bald zu klein. Mehrfach wechselte die Schule ihren Standort, um den steigenden Schülerzahlen gerecht zu werden: Von der Breiten Gasse (1871) grenze bald ein Erweiterungsbau an die II. Kampstraße (1889) und schließlich folgte der Umzug in die Räume der Wehrhahnschule an der Lindenstraße 51, heute Königswall gegenüber dem Harenberg-Hochhaus (1930). 1904 war die Schule durch einen 1903 geschlossenen Vertrag zur „Übernahme der israel[itischen] Volksschule auf den Kämmerei-Etat“ in städtische Trägerschaft übergegangen.

Foto Das Lehrerkollegium der jüdischen Schule im Jahre 1933
Das Lehrerkollegium der jüdischen Schule im Jahre 1933. Wilhelm Buchheim Collection AR 2078. Courtesy of Leo Baeck Institute New York.

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten begann auch für die jüdischen Schüler in Dortmund eine Zeit der Schikanen und Gängelungen. Im April 1933 wurde das „Gesetz gegen die Überfüllung von deutschen Schulen und Hochschulen“ erlassen und jüdischen Schülern somit den Besuch eines Gymnasiums oder einer Universität unmöglich gemacht. Nach den Weihnachtsferien 1935/36 wurden durch die Verfügung des Regierungspräsidenten jüdische Schüler endgültig zum Besuch der jüdischen Volksschule angewiesen und 1938 wurde das grundsätzliche Besuchsverbot nicht-jüdischer Schulen für jüdische Schüler erlassen.

Foto Der Schulgarten im Jahr 1935
Der Schulgarten im Jahr 1935. Wilhelm Buchheim Collection AR 2078. Courtesy of Leo Baeck Institute New York.

Die jüdische Schule Dortmunds siedelte 1938 wieder an die II. Kampstraße um und musste eine enorme Schülerzahl aufnehmen. Für 300 Schüler standen gerade sechs Lehrer zur Verfügung, die sich redlich bemühten, den Unterricht aufrecht zu erhalten. Im Oktober 1938 sank die Schülerzahl rapide ab, als über 100 Schüler mit ihren Familien im Zuge der sogenannten „Polenaktion“ an die polnische Grenze deportiert wurden.

Die jüdische Volksschule hatte bis 1942 Bestand. Daneben wurden die 1925 gegründete Talmud-Tora-Schule und bis 1941 eine jüdische Handwerkerschule geduldet. Sie sollten die Dortmunder Juden durch Sprachunterricht und die Vermittlung handwerklicher Fähigkeiten auf eine Auswanderung vorbereiten. Mit den Deportationen endete die Dortmunder Schultradition schließlich endgültig.

Heute gibt es wieder fortgeschrittene Planungen, eine jüdische Grundschule in Dortmund ins Leben zu rufen. 2022 soll sie eröffnen.