Paul Hirsch

Stadthaus

Ihre heutige Größe und ihr heutiges Gesicht verdankt die Stadt Dortmund unter anderem einem Mann, der selbst gar kein Dortmunder war: Paul Hirsch, dem ersten und bis dato einzigen jüdischen Bürgermeister der Stadt.
Foto Bürgermeister Paul Hirsch
Paul Hirsch. Zweiter Dortmunder Bürgermeister 1925-1932. Stadtarchiv Dortmund

Der SPD-Politiker und ehemalige preußische Ministerpräsident Hirsch hatte in Berlin sehr erfolgreich eine Kommunalreform umgesetzt und wurde daher 1925 vom Dortmunder Bürgermeister Ernst Eichhoff ins Ruhrgebiet geholt. Die Lage Dortmunds war zu diesem Zeitpunkt prekär: Die Arbeitslosigkeit in der Stadt war extrem hoch, als Hirsch gegen massiven Druck aus Reihen des Zentrums und der Rechtsparteien zum stellvertretenden Bürgermeister ernannt wurde. 

Paul Hirschs Plan für Dortmund sah die Schaffung einer „aufgelockerten Industriegroßstadt“ vor, mit ausreichend Flächen für die Industrie, für Wohnraum, Freizeit und Erholung. Jedoch stand Dortmund dazu nicht genügend Raum zur Verfügung. Die fehlenden Flächen sollten durch die Eingemeindungen umliegender Orte gewonnen werden. Hirsch setzte die Kommunalreform auch gegen Widerstände geschickt um: 1928 kamen 22 Landgemeinden zu Dortmund und die Stadt wuchs auf über 500.000 Einwohner. 

Die letzten Amtsjahre Hirschs in Dortmund waren von zunehmendem Antisemitismus geprägt. Es kam zu gewaltsamen Übergriffen, so wurden die Fenster der Wohnung Hirsch mit Steinen eingeworfen. 1932, ein Jahr vor Ende seiner Amtszeit, trat Hirsch von seinem Posten zurück und zog mit seiner Familie zurück nach Berlin. Hier engagierte er sich ehrenamtlich in der jüdischen Gemeinde. Trotz der großen Verdienste um Dortmund weigerte sich die Stadt ab 1933, Hirschs Pension zu zahlen. Erst nach einem Rechtsstreit kam die Stadt noch ein Jahr den Zahlungen nach. 1940 starb Hirsch an Unterernährung und Schwäche in einem Judenhaus in Berlin. 

Paul Hirschs Rolle in Dortmund blieb jedoch auch lange nach seinem Weggang vielen positiv in Erinnerung. Besonders in Künstlerkreisen lobte man sein Engagement für das städtische Theater, das ohne Hirschs Fürsprache aus Ersparnisgründen geschlossen worden wäre. Und auch in der Stadtverwaltung fand man viele freundliche Worte für sein ausgeglichenes Wesen.